Warum Mentoring für Frauen 55+ so wichtig ist!


BLOG

Warum Mentoring für Frauen 55+ so wichtig ist!

"Ich bin 56 Jahre alt und arbeite schon lange in meinem Unternehmen. Doch in letzter Zeit hat sich vieles verändert – neue Führungskräfte, neue Strukturen, eine ganz andere Atmosphäre. Ich fühle mich zunehmend unwohl, manchmal sogar unerwünscht. Die Arbeit macht keinen Spaß mehr. Ich fühle mich irgendwie… abgestellt.“

Viele Frauen im Alter von 55+ kommen mit ähnlichen Geschichten zu uns ins Mentoring. Ihre Anliegen sind nachvollziehbar und oft von großer Dringlichkeit. Denn wer in diesem Alter eine berufliche Krise erlebt, hat andere Voraussetzungen als eine Frau Mitte 30. Die Zeit, um sich neu aufzustellen, ist knapper. Die finanziellen Spielräume sind oft enger. Die Zweifel größer.
Im März haben wir bei move! gemeinsam mit fünf unserer erfahrenen Mentorinnen Dr. Rosario Costa-Schott, Elisabeth Kirsch, Kerstin Kuner, Elke Laux und Susanne Grohs von Reichenbach einen intensiven Blick auf diese Zielgruppe geworfen: Wer sind die Frauen 55+, was bewegt sie – und was macht Beratung oder eben ein Mentoring in dieser Lebensphase besonders anspruchsvoll? Es war ein Austausch voller Wissen, Empathie und Lebenserfahrung. Deutlich wurde, wie vielschichtig die Geschichten hinter jeder beruflichen Veränderung sind – und wie viel Wertschätzung diese Frauen verdienen, die sich trotz vieler Hürden auf den Weg machen, beruflich noch einmal neu zu denken.

Ein Drittel der Teilnehmerinnen in unserem Programm ist über 55 Jahre alt. Viele von ihnen stehen vor ähnlichen Herausforderungen – auch wenn ihre Lebensläufe ganz unterschiedlich sind. Häufig berichten sie von strukturellen Veränderungen im Job, von einer Atmosphäre, in der sie sich nicht mehr willkommen fühlen, oder davon, dass sie schlicht keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr sehen. Gleichzeitig äußern sie den Wunsch, sich weiterzuentwickeln, etwas Neues zu wagen – und wissen doch oft nicht, wie sie das in ihrer Situation schaffen sollen.
Berufliche Neuorientierung, Weiterbildung, der Wiedereinstieg nach einer Pause – all das sind Themen, die sich auch bei jüngeren Frauen finden. Doch bei den über 55-Jährigen sind sie meist mit größerem Druck verbunden. Viele haben nur noch wenige Jahre, um Einkommenslücken zu schließen, Rentenansprüche zu sichern oder neue Kompetenzen zu erwerben. Einige Frauen sind weniger mobil, gesundheitlich eingeschränkt oder familiär gebunden. Viele haben zudem Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Tools. Doch ist das wirklich ein Grund, sie auf das „Abstellgleis“ zu schieben? – Nein, natürlich nicht. Leider erleben viele Frauen genau das: Sie werden oft auf die hinteren Plätze verdrängt. Dies ist ein klares Beispiel für Altersdiskriminierung.

Auswirkungen solcher Vorurteile (und vieler anderer natürlich auch) spiegeln sich auch in Zahlen wider: Über die Hälfte der erwerbstätigen Frauen verfügt laut DGB-Studie (Januar 2025) über keine ausreichende finanzielle Absicherung im Alter. Sieben von zehn Frauen können mit ihrem Einkommen nicht langfristig für sich und ein Kind sorgen. Besonders in Phasen von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder im Ruhestand sind viele Frauen unterversorgt. Zwar ist die Erwerbstätigkeit von Frauen zwischen 55 und 64 Jahren heute deutlich höher als noch vor einigen Jahrzehnten – 2023 lag sie bei 71 % – doch ein sicherer Stand auf dem Arbeitsmarkt ist damit noch lange nicht garantiert.

Im Mentoring spielen für explizit diese Altersgruppe finanzielle Sorgen eine zentrale Rolle: Die Erkenntnis, dass die eigene Rente nicht reichen wird, ist für viele ein Auslöser, sich noch einmal auf die Suche nach neuen Perspektiven zu machen. Doch dabei stehen oft Unsicherheit, Zweifel aber auch Gefühle wie Scham im Weg. Frauen berichten, dass sie sich übersehen fühlen, dass ihnen neue Projekte oder Weiterbildungen nicht mehr zugetraut werden. Sie fangen an, an ihrer Erfahrung und Expertise zu zweifeln –  und fragen sich, ob ihr berufliches Kapitel von allen um sie herum stillschweigend als beendet betrachtet wird.

An diesem Punkt setzt Mentoring an – nicht als klassische Beratung, sondern als individuelle, beziehungsorientierte Begleitung auf Augenhöhe. Bei move! Mentoring stehen erfahrene Frauen/ Expertinnen! anderen Frauen zur Seite, die sich beruflich neu orientieren möchten und müssen. Unsere Mentorinnen bringen nicht nur fundiertes Wissen und berufliche Expertise mit, sondern auch ihre eigenen Erfahrungen aus ähnlichen Lebenssituationen. Sie wissen genau, mit welchen oft ungerechten Spielregeln der Arbeitsmarkt insbesondere Frauen konfrontiert – sei es durch Altersdiskriminierung oder die ganzen anderen Gender-Pay-Pension-Care-Position etc.-Gaps. Diese persönliche Erfahrung schafft eine entscheidende Nähe und ein starkes Vertrauensverhältnis. Die intrinsische Motivation der Mentorinnen liegt darin, Frauen dabei zu unterstützen, ihre eigene Situation wirklich zu verbessern. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie belastend es sein kann, sich von den systemischen Hürden des Marktes zurückgesetzt zu fühlen. Deshalb möchten sie aktiv dazu beitragen, dass Frauen ihre Handlungsspielräume wiederentdecken, mutig voranschreiten und die Unterstützung bekommen, die sie verdienen.

Move! Mentoring ist daher so aufgebaut, dass es sich an den individuellen Bedürfnissen orientiert – mit einem persönlichen Kennenlernen, einer sorgfältigen Auswahl der passenden Mentorin, regelmäßigen Gesprächen über mehrere Monate hinweg und ergänzenden Angeboten wie Workshops und Netzwerktreffen. So entsteht ein geschützter Raum für Entwicklung, für Fragen, Zweifel – und konkrete Schritte in eine neue Richtung.